Karlsruhe interaktiv – wichtige Website-Funktionen

Menü
eService
Direkt zu
Suche
Karlsruhe interaktiv – wichtige Website-Funktionen

Blick in die Geschichte Nr. 144

vom 20. September 2024

Biographie Josef Eisele

Als die Nationalsozialisten im März 1933 das sozialdemokratische Parteiorgan Volksfreund verboten, traf dies Redaktion und Belegschaft. Chefredakteur Georg Schöpflin konnte in die Schweiz fliehen und entkam wohl nur so der Zurschaustellung in der berüchtigten Schaufahrt führender Sozialdemokraten durch Karlsruhe am 16. Mai. Seine Stelle nahm der für die Ressorts Politik und Feuilleton zuständige Sally Grünebaum ein. Zu den nun arbeitslosen Journalisten gehörte der langjährige Leiter der Lokalredaktion Josef Eisele.

Josef Eisele (1887-1967), Foto 1967

Eisele wurde am 22. März 1887 in Pfullendorf als Sohn eines Schreinermeisters geboren. Nach dem frühen Tod es Vaters besuchte er von 1893 bis 1901 die Volksschule Pfullendorf, absolvierte dort bis 1905 eine Buchdruckerlehre und besuchte drei Jahre die Gewerbeschule. Nach Tätigkeiten u. a. in Freiburg und Köln kam der in dieser Zeit in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands eingetretene Eisele 1908 nach Karlsruhe und arbeitete dort im technischen Betrieb des Volksfreunds, bis er zum 1. Mai 1919 die Leitung der Lokalredaktion übernahm. Außerdem gehörten die Rubriken Gewerkschaftliches, Soziale Rundschau, Jugend und Sport sowie der Briefkasten und die Beilage "Heimat und Wandern" zu seinen Zuständigkeiten. 1928 bis 1933 wurde Eisele als Stadtverordneter in den Bürgerausschuss gewählt

Nach seiner erzwungenen Entlassung fand Eisele, der seit 1914 verheiratet war und drei Kinder hatte, erst im November 1936 wieder eine Tätigkeit, als er die Erlaubnis erhielt, einen Handel mit Wasch- und Putzmitteln zu beginnen.1939 war er kurz Geschäftsführer der Firma E. Bauer (chemisch-technische Produkte), ehe er bis April 1945 als Kaufmännischer Angestellter zur Möbelspedition Eugen von Steffelin wechselte. Im Gefolge des Attentats auf Hitler am 20. Juni 1944 wurde er im August verhaftet und bis 21. September 1944 im KZ Dachau gefangen gehalten.

Am 30. April 1945 begann Eisele als Aushilfsangestellter bei der städtischen Hauptverwaltung und übernahm dort am 10. Dezember 1945 die Leitung des Nachrichtenamts. Zum 1. Januar 1950 wurde er trotz seines hohen Alters Beamter, u. a., weil er sich als "tapferer Mann" (Otto Dullenkopf, CDU) während des Dritten Reichs bewährt habe. Als Verwaltungsoberinspektor trat Josef Eisele am 1. Oktober 1952 in den Ruhestand.

Im Oktober 1948 hatte Eisele nebenamtlich die Leitung der Verlagsdruckerei Volkfreund übernommen, nachdem diese ihr enteignetes Vermögen wiederbekommen hatte. Darüber hinaus war von 1945 bis 1954 Vorsitzender der Gartenstadt und Aufsichtsratsmitglied der Volkswohnung. 1947 bis 1959 gehörte er dem Landesbeirat der badischen gemeinnützigen Wohnungsunternehmen an.
Seine Verdienste wurden 1957 mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt. Zu seinem 80. Geburtstag würdigte ihn die Allgemeine Zeitung als einen "Anwalt der Schwachen", dem Politik, Zeitungswesen und Wohnungsbau viel zu verdanken haben. Acht Monate später verstarb der so Geehrte am 23. November 1967 in Karlsruhe.

Dr. Ernst Otto Bräunche, Herausgeber/Redaktion "Blick in die Geschichte"

-

Kopieren Kopieren Schreiben Schreiben