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Blick in die Geschichte Nr. 143

vom 21. Juni 2024

Biographie Alex Möller

Der Gewerkschaftssekretär Alex Möller wurde 1928 für die SPD in den preußischen Landtag gewählt. Hier machte er sich durch seine rhetorische Brillanz einen Namen als Gegner der Nationalsozialisten, weshalb er 1933 in Schutzhaft kam. Zugleich verlor er seine berufliche Existenz und wechselte in die Versicherungsbranche, wobei er ab 1936 für die Karlsruher Lebensversicherung (KLV) tätig war. Obwohl nicht NSDAP-Mitglied, stieg er in den folgenden Jahren bis zum stellvertretenden Vorstandsmitglied auf – ab 1943 war er in Karlsruhe ansässig.

Als einziges unbelastetes Vorstandsmitglied betrauten die Amerikaner Möller 1945 mit der Leitung der KLV, zugleich war Möller von 1946 bis 1961 Karlsruher Abgeordneter im Stuttgarter Landtag. Als Vorsitzender der SPD-Fraktion und des Finanzausschusses wurde Möller zu einem der zentralen Entscheidungsträger der 1950-er Jahre. Im besonderen Maße wirkte er 1954 an der Verabschiedung des Finanzausgleiches zwischen Land und Kommunen mit, genauso wie er sich nachdrücklich für die Ansprüche von Opfern des Nationalsozialismus einsetzte.

Alex Möller (1903-1985), um 1950

In seiner Doppelfunktion als Spitzenpolitiker und Unternehmer setzte er sich zudem für Karlsruher Belange ein. Aufgrund seiner Initiative kam es zur Ansiedlung der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder in Karlsruhe. Kunst und Kultur förderte er durch die von ihm initiierte Gründung der „Freunde der Bildenden Kunst“. Zudem stand Möller bei der Gründung der „Freunde des Badischen Staatstheaters“ Pate. Mittels dieser Gründung gelang es, die finanzielle Krise, in die das Staatstheater in den ersten Nachkriegsjahren geraten war, in den Jahren 1948-50 zu meistern. Zugleich machte sich Möller im Landtag für die Interessen der TH Karlsruhe in besonderem Maße stark. Um der studentischen Wohnungsnot entgegenzusteuern, baute die KLV in den Jahren 1958-1961 ein erstes privat finanziertes Studentenwohnheim, wobei sich Möller darum bemühte, die Mieten für die Studenten möglichst moderat zu gestalten.

Ab 1961 wirkte Möller im Bundestag als finanzpolitscher Sprecher der SPD. In dieser Funktion konnte er in der Zeit der ersten Großen Koalition an der Ausarbeitung und Verabschiedung des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes mitwirken wie auch an der Ausarbeitung der Finanzausgleichsgesetze zwischen Bund, Ländern und Kommunen.

Wenig Fortune hatte Möller in seiner nur anderthalbjährigen Amtszeit als Bundesfinanzminister 1969-1971. Hier sah er sich mit erhöhten Ausgabewünschen seiner Kabinettskollegen konfrontiert und trat zurück, um ein Zeichen gegen wachsende Staatsverschuldung zu setzen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundeskabinett übernahm Möller eine ganze Reihe internationaler Missionen, u. a. war er Mitbegründer des German Marshall Fund.

Dr. Michael Kitzing, Historiker

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